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Mein täglicher Weg durch Playas

  • "Musik ist die globalste aller Sprachen. Verstanden wird sie von jedem. Sie zu sprechen sollte jedem möglich sein!"

    Tobias Dieselhorst

Mit dem üblichen “¡Hasta luego!“ verlasse ich das Haus meiner Gastfamilie. Auf dem Bürgersteig vor mir kratzt sich einer unserer Hunde hinterm Ohr, der anderer liegt in der Mitte der Straße und lässt sich von vorbeifahrenden Fahrzeugen keineswegs aus der Ruhe bringen. Eigentlich sollen die beiden in dem kleinen Bereich zwischen unserem Haus und dem Ausgang zur Straße bleiben, irgendwie schaffen sie es aber immer nach draußen – die Versuche sie dann wieder zurück auf das Grundstück zu holen habe ich mittlerweile aufgegeben.

Unsere Haustür ist die erste braune Tür des unbemalten Betongebäudes

Ich wende mich nach rechts und laufe auf der asphaltierten Straße bis zur nächsten Kreuzung. Die aktuelle Regierung von Playas hat es sich zur Aufgabe gemacht möglichst viele Straßen zu asphaltieren. Das Stadtzentrum und die meisten großen Straßen sind mittlerweile asphaltiert oder stehen kurz vor der Vollendung. Die Straßenzüge in der Umgebung meines Hauses führen sowohl zu dem Kulturzentrum als auch zu einer der größeren Kirchen in Playas und sind deshalb vor wenigen Monaten asphaltiert worden. Da es sich bei diesen Straßen auch um die Route für die Umzüge der Fiestas de Playas, die es hier Anfang August gab, handelte, wurden die Kantsteine zum Teil weiß angemalt und die Straßen mit Fahrbahnmarkierungen versehen. Letzteres ist in Anbetracht der ecuadorianischen Verkehrsordnung und Fahrweise allerdings ziemlich überflüssig, außerdem beschränken sich die Fahrbahnmarkeirungen wirklich nur auf die Strecke der Umzüge.

Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt mit in die Nase. In den zahlreichen Panaderias kriegt man den ganzen Tag über frisch gebackene, oft nach ofenwarme Brötchen – für 10ct das Stück. Natürlich gibt es keine Vollkornbrötchen oder dergleichen, aber auch mit dem frischen Weißbrot kann ich gut leben.

An der Kreuzung grüßt mich eine Gruppe von Nachbarn. Auf der Straße vor unserem Haus spielen verschiedene Nachbarn jeden Sonntag Fußball und seitdem ich einmal mitgespielt habe kenne ich viele der Nachbarn ein bisschen besser.

Ich biege nach links ab und bleibe somit auf den asphaltierten Straßen. Vor einigen Häusern hängen Fischernetze – vermutlich müssen sie repariert werden oder wurden neu geknüpft.

Auf der Straße liegen Taue quer, vermutlich um die vorbeifahrende Fahrzeuge zu einem geringeren Tempo zu zwingen. Fahrzeuge – Das sind neben Autos und Motorrädern vor allem die vielen Tricimotros, Autorikschas die einen für 50ct an einen beliebigen Ort in Playas fahren.

Wie fasst immer schallt laute Musik aus den offenen Türen und Fenstern der umliegenden Häuser. Es gibt kaum einen Moment wo keine Musik in der Umgebung zu hören ist.

Ebenfalls auf der Straße sind mehrere dünne Seile sorgfältig auf dem Boden gespannt. Sie bilden somit ein recht gutes Volleyballfeld. Oft wird hier Abends von den Anwohnern an zwei Pfosten ein Netz gespannt und anschließend Volleyball gespielt – regelmäßig unterbrochen durch vorbeifahrende Fahrzeuge.

Ein kleiner Junge lässt einen selbstgebastelten Drachen steigen. Fast immer kann man einen solchen am Himmel entdecken. Sie werden meist aus einer Plastiktüte, die über ein Holzkreuz gespannt wird, gebastelt. In den meisten Fällen verheddern sie sich in kürzester Zeit in den Stromleitungen und gesellen sich somit zu den traurigen Überresten ihrer Kollegen.

Ich folge der Straße weiter. Ein Truck beladen mit Obst fährt vorbei und über Lautsprecher wird die Ware Lautstark angepriesen – 30 Orangen für einen Dollar, sowie weitere Früchte wie Avocados, Limonen und Papayas. Von den Früchten kann ich hier gar nicht genug bekommen. Für 25ct bekommt man drei oder vier Bananen, somit haben sich Bananen zu einem fast täglichen Snack entwickelt.

Schließlich biege ich nach rechts ab und beschreite somit genau die Grenze der asphaltierten Straßen. Der Wind wirkt erfrischend, trägt aber auch viel Staub mit sich. Die ganze Gegend um Playas ist sehr trocken. Ich habe Fotos der Umgebung kurz nach der Regenzeit gesehen und sie nicht wieder erkannt, so grün und fruchtbar wirkte die Landschaft.

Ich laufe vorbei an der Kirche und einem Spielplatz, den es erst seit kurzem gibt, und stehe schließlich vor dem „Cientro Intercultural Comunitario Cacique Tumbala“.

Dies ist der kurze Weg, den ich tägliche mehrfach in beide Richtungen zurücklege. Sowohl „das Cacique“, wie das Kulturzentrum hier genannt wird, als auch mein Haus liegen etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Strand ist niemals weit, von meinem Haus aus ist man in ca. 10 Minuten am Meer. Mit mittlerweile ungefähr 40.000 Einwohnern ist Playas einer der größten Orte in der Umgebung.

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