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Auf ins Abenteuer

Hallo Menschen!

Ich bin nun also für die nächsten sieben Monate hier drüben in Ecuador und werde mit diesem Blog etwa einmal im Monat von mir hören lassen, um einige meiner zahlreichen Erlebnisse mit Euch zu teilen. Dieser erste Eintrag dreht sich lediglich um den Monat September, also die ersten zwei bis drei Wochen meines Abenteuers.

Die fünf aktuellen MoGs (v.li. Leonie, Antonia, Sophia, Mats, Julia)

Wie die meisten ja bereits wissen, habe ich mich über die Organisation „Musiker ohne Grenzen“ („MoG“) auf den Weg in eins von insgesamt vier Projekten in Ecuador gemacht und lebe nun in der Küstenstadt Playas in einer Gastfamilie. Zunächst zum Standort Playas. Die von circa 60.000 Menschen (und mindestens genau so vielen Straßenhunden) bewohnte Stadt hat sich über die Jahre aus einem einfachen Fischerdorf zum ebenfalls einfachen Urlaubsort für vorrangig Wochenendbesucher aus der ungefähr zwei Stunden entfernten größten Stadt Ecuadors Guayaquil entwickelt. Von staubigen, ein wenig heruntergekommenen Vierteln, dem sehr touristisch ausgebauten Strand und großen Villen am Stadtrand ist hier eigentlich alles zu finden.

Meine Arbeit

So auch das „Cacique Tumbalá“ (kurz „Cacique“), das von der Stadtregierung geführte Kulturzentrum, in dem ich fast täglich zugange bin. Zum dem kostenlosen Angebot an die „Playeros“ (Einwohner von Playas) gehört neben Bastel- und Malkursen sowie Tanzunterricht auch die Musikschule „Ola Sinfónica“. Hierzu wiederum gehören ein ecuadorianischer Gitarrenlehrer, eine amerikanische Teilzeit-Trompetenlehrerin und hauptsächlich wir, die deutschen Freiwilligen von „músicos sin fronteras“. Zurzeit sind wir noch zu fünft, der nächste „MoG“ wird allerdings im November zu uns stoßen. Im Cacique geben wir also mit Ausnahme des freien Tages Mittwoch und natürlich dem Wochenende täglich von 10 bis 12:30 Uhr und von 15 bis circa 19 Uhr Musikunterricht. Dazu gehören in meinem Fall eben viele Einzel- oder auch Gruppenstunden mit Schülern zwischen 6 und 27 Jahren auf meinen Instrumenten Bass und vorwiegend Gitarre.

Unterricht mit einer meiner erfahreneren Schülerinnen

Ich unterrichte hier größtenteils Anfänger in einfachem Notenlesen oder im Lernen von Akkorden auf spanisch, was auch nicht immer nur einfach ist, allein schon weil alle Noten völlig andere Namen haben. So heißt zum Beispiel der einfache Ton C plötzlich „do“.  Darüber hinaus bieten wir freitags immer einen Chor für alle Schüler im Cacique an und ab nächster Woche soll auch eine Stunde Musiktheorie pro Woche dazukommen.

Die Gastfamilie

Ich bin hier, wie alle anderen freiwilligen auch, in einer Gastfamilie untergebracht. Ich war ehrlich gesagt doch ziemlich überrascht als ich am Abend meiner Ankunft zum ersten Mal mein neues Zuhause betreten habe, denn ich lebe tatsächlich in sehr armen Verhältnissen. Mein Viertel ähnelt im weitesten Sinne einer Art Slum, unser Haus ist sehr provisorisch aus einem Fundament aus Zement, ein bisschen Holz, ein bisschen Blech und allem, was sich noch so zur Befestigung und Stabilisation eignet, auf den Erdboden gebaut. Allerdings habe ich hier auch mein eigenes kleines Zimmer, wofür ich doch sehr dankbar bin. Ansonsten lebe ich hier ohne WLAN, dafür mit ausschließlich kaltem Wasser zusammen mit meinen beiden Gastbrüdern Leimber (19) und Tito (17), meiner Gastschwester Alexa (12) und meinen beiden Gasteltern Leonore und Johny. Hier fühle ich mich wirklich jeden Tag wohler, vor allem mit Leimber verstehe ich mich gut, was aber wohl auch daran liegen mag, dass er als Tanzlehrer im Cacique einfach sehr viel Zeit mit uns Deutschen verbringt, weiß ,wie man Dinge, die ich nicht auf Anhieb verstehe, verständlich erklärt und außerdem  eine gewisse Liebe für die Musik empfindet, da er selbst in einer hier sehr bekannten Band singt.

   

Das erste gemeinsame Abendessen am Tage meiner Ankunft  (v.li. Mats, Leimber, Leonore, Johny, Alexa, die Familie meiner älteren Gasthalbschwester: Valdemar, Yaritza und die kleine Valentina) ; Tito ist der Fotograf 

Abgesehen von meiner eigenen Gastfamilie habe ich hier aber auch sehr viel Kontakt zu dem Rest der Großfamilie, da eigentlich alle Mitglieder in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnen. So essen wir beispielsweise viel öfter bei meiner älteren Gast-Halbschwester als zuhause und kommen oft nur zum schlafen zurück zu unserem eigenen Haus.

Meine Straße

Leben in Playas

Mein Tagesablauf ist hier unter der Woche recht geregelt: nach dem Vormittagsunterricht gehen wir alle zurück in unsere Familien, um zu Mittag zu essen. Wenn der Nachmittagsunterricht dann zwischen 19 und 20 Uhr endet, unternehmen wir in der Regel noch etwas als Gruppe mit allen Deutschen und mal mehr, mal weniger Eccis (Ecuadorianern). Beispielsweise geht es dann noch mal in Richtung Stadtzentrum, um etwas zu essen, gemeinsam zu kochen, Karaoke zu singen oder am Strand ein Feuer zu machen. In meinen ersten zwei Wochen hatte ich kaum freie Tage, da wir durch Projekte im Cacique auch an den Wochenenden eingespannt waren, was zusätzlich zum täglichen Unterrichten und vielen Organisations- und Kommunikationsproblemen im Cacique zwischen den verschiedenen Parteien (administración, wir, den anderen Lehrern etc.) in der Summe sehr kräftezehrend war. Unseren ersten freien Tag haben wir dann diese Woche direkt genutzt und sind mit einem Freund auf die Plantage seiner Familie im Landesinneren gefahren, um die wirklich beeindruckende Obstvielfalt aus nächster Nähe zu bewundern. Anschließend ging es dann noch ins Nachbardorf von Playas um endlich das erste Mal surfen zu gehen.

Hier ein Bild vom Ausflug auf die Plantage

 

Am Heimstrand „Chabela“

Das sind also meine ersten Eindrücke meines Aufenthaltes. Bei all den Dingen, die ich hier täglich erlebe, könnte ich eigentlich täglich einen neuen Eintrag schreiben, doch ich denke für den Anfang reicht das erstmal. Nach zwei sehr anstrengenden und aufregenden Wochen, fühle ich mich zunehmend wohl, langsam pendelt sich der Alltag ein und ich komme immer besser mit der hier sehr, sehr unstrukturierten Tagesplanung klar. Auch merke ich wie ich immer mehr verstehe und mich auch viel besser verständigen kann.

Liebe Grüße

Mats

 

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